Für wen lohnt eine Holding?
Immer wieder fragen Unternehmer oder Gründer nach Vorteilen, Steuern und rechtlicher Absicherung zu ihrem Unternehmen und sprechen dabei eine Holding-Struktur an. Häufig kursieren dabei Halbwahrheiten – von „zu klein für eine Holding“ bis zur Pauschalaussage „eine Holding ist ein Steuersparmodell“. Um nachhaltige unternehmerische Entscheidungen zu treffen, braucht es jedoch Klarheit und eine Berücksichtigung der Unternehmenssituation.
Was ist eine Holding?
Eine Holding hält Anteile an anderen Unternehmen und steuert deren Entwicklung. Meist ist die Holding als GmbH organisiert und vom operativen Tagesgeschäft getrennt.
In mittelständischen Unternehmen kommt die Holding am häufigsten als GmbH vor. Die Holding ist dabei von der operativen Gesellschaft getrennt, in der das Tagesgeschäft (Produktion, Vertrieb, Mitarbeiterführung) abgewickelt wird. Die Holding kann mehrere Tochtergesellschaften steuern und fungiert als Muttergesellschaft im Konzernverbund. Häufig hat die Holding keine Funktionen und verwaltet nur Beteiligungen. Als operative Funktionsholding beschäftigt sie auch eigenes Personal und übernimmt in der Gruppe zentrale Dienstleistungen, wie Buchhaltung, Controlling, Personal, Einkauf, …
Vorteile der Holding-Struktur:
Steueroptimierung: Die Holding in Form einer Kapitalgesellschaft (z.B. GmbH) kann Dividenden weitgehend steuerfrei vereinnahmen (§8b KStG), ebenso Veräußerungsgewinne aus dem Verkauf von Tochtergesellschaften (zu 95% steuerfrei). Bei Privatpersonen und Personengesellschaften wären diese Vorgänge deutlich höher zu besteuern.
Haftungstrennung: Die Holding isoliert unternehmerische Risiken. Vermögenswerte (z.B. Gewinne, Immobilien, Patente) können auf der Holding-Ebene vor Haftungszugriffen aus dem operativen Geschäft geschützt werden.
Strukturelle Flexibilität: Einzelne Tochtergesellschaften lassen sich flexibel verkaufen oder neu strukturieren, ohne die Gesamtstruktur aufzulösen.
Finanzierungserleichterung: Gewinne aus dem operativen Geschäft können auf Holding-Ebene für neue Investitionen verwendet werden („Thesaurierungsvorteil“) und reduzieren das haftende Vermögen in der operativen Einheit.
Vermögensnachfolge: Die Übertragung von Anteilen an der Holding ist oft steuerlich leichter und flexibler als an mehreren Einzelgesellschaften.
Nachteile der Holding-Struktur:
Gründungs- und Verwaltungskosten: Es fallen doppelte Gründungskosten sowie laufende Buchhaltungs-, Berichtspflichten und Offenlegungspflichten (Jahresabschlüsse, ggf. Konzernabschluss) an.
Gewinnausschüttung: Kommt es zur weiteren Ausschüttung an den privaten Gesellschafter, greifen wieder die Abgeltungsteuer bzw. persönliche Steuersätze.
Dividendenthesaurierung: Dividenden aus Aktien und GmbH-Anteilen sind nur steuerfrei, wenn die Beteiligung mind.10% (KSt) bzw. 15% GewSt) beträgt. Ein Portfolioaktienbesitz kann daher in Bezug auf Dividendenerträge zu einer doppelten Besteuerung erst bei der Holding und dann auf persönlicher Ebene führen.
Steuerliche Hürden: Die Finanzverwaltung prüft Holdingstrukturen teils kritisch auf formale Fehler. Es gibt ein erhöhtes Risko der Annahme verdeckter Gewinnausschüttungen, wenn der notwendige Fremdvergleich nicht beachtet wird.
Umlagesystematik: Wenn die Holding auch aktiv in der Unternehmensführung aktiv wird und zentrale Funktionen ausübt und dazu Personal beschäftigt, sind diese Kosten aufwandsgerecht weiterzubelasten und auf die Beteiligungsunternehmen zu verteilen.
Strukturverständnis: Holdingsstrukturen bergen Fehlerquellen bei der steuerlichen Handhabung sowie rechtlichen Gestaltung. Rechtlich und steuerlich wird eine „saubere“ Trennung zwischen den Sphären der beteiligten Unternehmen gefordert.
Nicht für alle Unternehmen geeignet: Die Mehrbelastungen lohnen sich meist erst ab einer gewissen Gewinnhöhe oder bei klarer Strategie (Reinvestition, Verkaufsvorbereitung, Diversifikation).
Nachträgliche Gründung einer Holding
Optimal ist sicherlich der Aufbau einer Holdingstruktur bereits bei Unternehmensgründung. Dies ist aber Theorie, denn der Bedarf entsteht häufig erst mit zunehmendem Wachstum und Internationalisierung. Eine Holding kann im Regelfall aber auch nachträglich gegründet und integriert werden. Das ist im Regelfall mit etwas Aufwand und Vorbereitung buchwert- und steuerneutral möglich, bedingt allerdings eine steuerliche Sperrfrist von 7 Jahren.
Für wen lohnt sich eine Holdingstruktur?
Unternehmer mit mehreren Geschäftsbereichen, die Expansion, Unternehmenszukäufe oder -verkäufe planen.
Unternehmen, die Dividenden aus ausländischen Beteiligungen in Deutschland steuergünstig thesaurieren möchten.
Unternehmer, die Gewinne steueroptimiert reinvestieren und gleichzeitig Haftungsrisiken begrenzen wollen.
Gründer, die auf Nachfolge oder einen teilweisen Unternehmensverkauf Wert legen.
Einzelinvestoren/Selbstständige, die Beteiligungen an Kapitalgesellschaften und auch Aktien halten möchten und dabei einen Fokus auf Wertsteigerungen und steuerfreie Veräußerungsgewinn legen.
Für wen ist eine Holding weniger geeignet?
Sie ist nachteilig, wenn…
Gewinne überwiegend schnell privat entnommen werden sollen (Steuerstundungseffekt schmilzt),
keine Reinvestitions- oder Expansionsstrategie verfolgt wird,
die Komplexität in Verwaltung und Buchhaltung die personellen und fachlichen Ressourcen des Unternehmens überfordert,
die gegründete Holding nur aus steuerlichen Gründen gegründet wird, ohne dass strategische Motive oder Skaleneffekte bestehen.
ohne „eigene“ Tochtergesellschaften lediglich Aktienbesitz mit dividendenorientierten Werten verwaltet wird.
Fazit und Empfehlungen
Eine Holdingstruktur ist für viele mittelständische Unternehmen, aber auch für Privatinvestoren ein hilfreiches Instrument zur Flexibilisierung der Unternehmensstrategie, zur Verbesserung der Haftungsverhältnisse, zur Steuerstundung und zur Nachfolgeregelung. Sie ist kein reines Steuersparmodell; sie ist ein Steuerstundungsmodell, denn sie ermöglicht die zeitliche Verlagerung der Besteuerung und zugleich die Trennung von Haftungsmasse professionelle Unternehmens- und Vermögensführung.
Eine Holding bietet viele Vorteile – ist aber kein Selbstläufer. Prüfen Sie genau, ob die Vorteile Ihre Mehrkosten und den administrativen Aufwand rechtfertigen. Lassen Sie sich im Zweifel individuell beraten.