Supervermächtnis im Testament: Flexibles Instrument der Nachfolgegestaltung
Das Supervermächtnis ist ein flexibles Instrument der Testamentsgestaltung – ideal für Ehepartner, Unternehmer und komplexe Familienkonstellationen.
Was ist ein Supervermächtnis?
Das sogenannte Supervermächtnis ist kein gesetzlich definierter Begriff, sondern ein praxisnahes Gestaltungsmittel im Erbrecht.
Es ist ein erbrechtliches Gestaltungsinstrument, bei dem der Erbe das Recht erhält, den Inhalt eines Vermächtnisses selbst zu bestimmen – insbesondere die Höhe, den Zeitpunkt oder den konkreten Begünstigten.
Es ist nicht ausdrücklich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt, baut aber auf der Möglichkeit zur Inhaltsbestimmung von Vermächtnissen gemäß § 2156 BGB auf. Es wird häufig in einem Berliner Testament verwendet.
Wie funktioniert ein Supervermächtnis?
Das sogenannte Supervermächtnis ist ein erbrechtliches Gestaltungsinstrument, bei dem der Erbe das Vermächtnis konkret ausgestalten darf. Anders als bei einem klassischen Vermächtnis legt der Erblasser nicht die genaue Höhe oder den konkreten Gegenstand fest, sondern überträgt diese Entscheidung dem Erben.
Der Erbe kann dann selbst bestimmen:
Ob ein Vermächtnis erfüllt wird,
in welchem Umfang (z. B. bis zu einer Höchstsumme),
wann die Zuwendung erfolgt,
und ggf. an wen, sofern mehrere Personen genannt sind.
Typische Konstellationen
Ehegattentestament mit Supervermächtnis: Der überlebende Ehegatte wird Erbe, die Kinder erhalten ein Vermächtnis über dessen Inhalt und Höhe der überlebende Ehepartner entscheidet.
Patchwork-Familien: Steuerlich und familiär sinnvoll zur flexiblen Vermögensweitergabe.
Abgrenzung zur Erbeinsetzung
Beim Supervermächtnis gibt es im Regelfall einen Erben. Dieses ist mit dem Vermächtnis belastet, er muss aus dem Nachlass innerhalb des vorgegebenen Rahmens einen genau bezeichneter Vermögensanteil oder eine Rechtsposition auf den oder die Vermächtnisnehmer übertragen.
Im Unterschied zum Erben hat der Vermächtnisnehmer keine Nachlassverbindlichkeiten zu tragen, aber auch kein Mitspracherecht im Nachlassverfahren – dies muss sorgfältig bedacht werden.
Das Supervermächtnis als Ergänzung des Berliner Testaments
Zwischen Ehepartnern steht regelmäßig vorwiegend die Absicherung des jeweiligen Ehepartners nach dem Tod des erstversterbenden Partners im Vordergrund. Daher entscheiden sich viele für das Berliner Testament. Bei diesem Testament wird der überlebende Ehepartner als Alleinerbe eingesetzt, bevor die anderen Angehörigen als sogenannte Schlusserben begünstigt werden.
Das Berliner Testament hat aber mehrere Nachteile. Insbesondere steuerlich führt es dazu, dass es zwei Vermögensübergänge und steuerpflichtige Erbfälle gibt und Freibeträge häufig nicht optimal genutzt werden. Durch das Supervermächtnis wird der überlebende Ehepartner abgesichert, denn er ist Erbe; gleichzeitig kann er aber angemessene Vermögensteile unmittelbar auf die Kinder weitergeben und so Freibeträge und eine spätere nochmalige Besteuerung vermeiden.
Vorteile des Supervermächtnisses
Gestaltungsspielraum: Der Erblasser schafft Klarheit, ohne starre Vorgaben zu machen.
Flexibilität bei geänderten Verhältnissen: Das Testament bleibt anpassungsfähig, ohne formell geändert werden zu müssen.
Steuerliche Optimierung: Die vermächtnisweise Zuwendung kann gezielt auf mehrere Begünstigte verteilt werden, um Freibeträge zu nutzen.
Vermeidung von Pflichtteilsansprüchen: Da der Vermächtnisnehmer kein Erbe ist, kann dies strategisch genutzt werden.
Flexibilität bei der Vermögensnachfolge: Besonders bei langfristigen Nachfolgelösungen (z. B. in Unternehmen oder Immobilien) ein Vorteil.
Nutzung steuerlicher Gestaltungsspielräume: Der Erbe kann anhand der im Erbfall geltenden Bewertungsregelungen und Freibeträge sowie seines eigenen Bedarfs flexibel das Vermögen teilweise weitergeben, um die Steuerbelastung gering zu halten.
Welche Risiken beinhaltet ein Supervermächtnis?
Auslegungsschwierigkeiten: Eine unklare Formulierung im Testament kann zu Streit oder Unwirksamkeit führen. Der Text muss deutlich machen, dass der Erbe selbst entscheiden darf, soll aber Leitlinien vorgeben, ggfs. auch klare Zuordnungen schaffen.
Mindest- oder Höchstgrenzen und Rahmenbedingungen sollten angegeben werden (z. B. „bis zu einem Betrag von …“, „ mindestens aber …..“).
Pflichtteilsschutz beachten: Das Supervermächtnis darf nicht die Pflichtteilsrechte umgehen.
Steuerliche Auswirkungen: Auch wenn der Erbe die Höhe bestimmt, gilt der Begünstigte als Vermächtnisnehmer im Sinne des Erbschaftsteuerrechts.
· Der Erbe hat eine sehr starke Rechtsposition. Er entscheidet über die Ausstattung des Vermächtnisses.
Die Fälligkeit ist wichtig
Das Testament sollte einen Zeitrahmen bestimmen, wann das Supervermächtnis spätestens fällig wird, also wann der Erbe es erfüllen muss. Diese Fälligkeit definiert den Zeitpunkt des Anspruchs des Vermächtnisnehmers.
Da im typischen Fall der Erbe im Hinblick auf die Höhe sowie die Art des Vermächtnisses eigenständig entscheiden kann und dies bei komplexeren Verhältnissen auch eine sorgfältige Ermittlung der Nachlasswerte und der steuerlichen Folgen erfordert, ist es empfehlenswert, den Zeitrahmen nicht zu eng zu setzen. Ein Zeitraum von einem Jahr, nach dem Erbfall hat sich in der Praxis als praktikabler Rahmen erwiesen.
Wann ist ein Supervermächtnis geeignet?
Das Supervermächtnis ist ein hoch flexibles und rechtlich zulässiges Mittel, um individuelle Nachfolgelösungen zu schaffen – etwa bei größeren Vermögen, komplizierten Familienverhältnissen oder sich verändernden Rahmenbedingungen. Es bietet Erblassern eine Möglichkeit, Verantwortung zu übertragen, ohne zu stark einzugreifen. Es erfordert jedoch präzise Formulierung und Vertrauen in die Person des Erben.
Tipp: Lassen Sie Ihre Nachfolgeregelung individuell prüfen und rechtssicher gestalten.